<p>Für eine junge Frau wie <strong>Findlay</strong>, die von sich – vermutlich etwas kokett – behauptet, sie sei nur zur Musik gekommen, weil sie schlicht keine anderen Hobbys und Interessen hatte, läuft es zuletzt mehr als rund – und das, obwohl sie ausschließlich tut, was ihr richtig und sinnvoll erscheint, ungeachtet von Popularität und Verkäuflichkeit. Nicht nur, dass sich <strong>Natalie Findlay </strong>gleich mit ihrem Solo-Debütalbum <strong>„Forgotten Pleasures“ </strong>im Jahr 2017 als ein aufregender, individueller Newcomer zwischen Indie, Dreampop und Psychedelic Rock in der UK-Musikszene etabliert hat; quasi parallel hob sie mit ihrem Langzeit-Kollaborateur und Produzenten <strong>Jules Appolinaire </strong>das bezugsoffene, stilistisch kaum zu greifende Duo <strong>TTRRUUCES</strong> aus der Taufe, das vor zwei Jahren mit seinem Longplay-Debüt ebenfalls die Medien und Fachwelt im Sturm für sich einnahm. Beides geschah absolut zu Recht, denn hinter der 31-Jährigen verbirgt sich ein begabtes Ausnahmetalent, das sich nunmehr zwei denkbar unterschiedliche Plattformen für ihre überbordende Kreativität geschaffen hat. Mit <strong>„The Last of the 20th Century Girls“ </strong>erschien am 13. Mai nun das zweite Album und damit nächste Kapitel der Solokünstlerin <strong>Findlay</strong>, die das neue Material in der zweiten Jahreshälfte bei europaweiten Konzerten live präsentieren wird. Zwei dieser Shows wurden auch für den deutschen Raum angekündigt: Am 17. Oktober gastiert <strong>Findlay </strong>in Berlin, am 18. Oktober ihn Hamburg.</p>
<p><strong>Natalie Rose Findlay</strong>, 1991 im britischen Stockport geboren und auch dort aufgewachsen, ist eine DIY-Künstlerin, wie sie im Buche steht. Sie schreibt nicht nur alle ihre Songs und Texte selber, sie spielt auch rund ein halbes Dutzend Instrumente, dreht und realisiert ihre eigenen Videos vom Set-Design bis zum fertigen Schnitt; sie gestaltet ihr eigenes Artwork und Merchandise und hat – nach einer kurzen, enttäuschenden Zusammenarbeit mit einem Majorlabel im Rahmen ihrer beiden EPs – zudem ihre eigene Plattenfirma gegründet, um auch den Vertrieb und Verkauf ihrer Musik autark kontrollieren zu können. Lediglich im Rahmen neuer Aufnahmen vertraut <strong>Findlay </strong>einem Mitspieler und Counterpart für ein möglichst spannendes, unkonventionelles Ergebnis, und jenen hat sie bereits vor Jahren in dem Franzosen <strong>Jules Appolinaire </strong>gefunden, der mit ihr zusammen seit <strong>Findlays </strong>erster EP <strong>„Off & On“</strong> im Jahr 2013 sämtliche Studioarbeiten begleitet und produziert.</p>
<p>Dabei kam <strong>Findlay</strong>, die über ihre kreative Arbeit sagt, dass sie nie einem Plan oder eine konkreten Idee folge, sondern vollkommen intuitiv stets nur die nächste kreative Initialzündung weiter ausformuliert, selbst an ihren kongenialen Langzeit-Kollaborateur nur durch puren Zufall – so ähnlich, wie die Musik als solche schon als Teenager zu ihr kam, weil ihr einfach nichts anderes einfallen wollte, um ihre Zeit sinnvoll zu verbringen: <strong>Appolinaire</strong>, frisch aus Frankreich zugezogen, wohnte im gleichen Häuserblock wie <strong>Findlay</strong>, sah sie häufiger mit einer Gitarre durch die Gegend laufen und sprach sie eines Tages kurzerhand an. Seither sind die beiden ein unzertrennliches musikalisches Team, das sich zwar vordergründig auf <strong>Findlays </strong>Solomusik konzentrierte und erst 2019 entdeckte, dass sich hinter ihren en passant gemeinsam komponierten Songs ein weiteres Musikprojekt verbirgt. Und so erschien 2020 mit <strong>„TTRRUUCES“ </strong>das Albumdebüt ihres Psychedelic Rock-Duos, das nichts weniger ist als eine moderne Rockoper mit einer zusammenhängenden Geschichte über zwei fiktive Außenseiter, die versuchen, die dem Untergang geweihte Welt zu retten.</p>
<p>Nachdem die Fachpresse bereits von <strong>Findlays </strong>Soloarbeit zutiefst überzeugt war, etablierte sie sich mit dem <strong>TTRRUUCES</strong>-Projekt endgültig als eine der spannendsten neuen Musikerinnen Großbritanniens, der so ziemlich alles zuzutrauen ist. Entsprechend heterogen und stilistisch raumgreifend klingt nun auch ihr zweites Soloalbum <strong>„The Last of the 20th Century Girls“</strong>, das ausgelöst durch die Pandemie-Lockdowns ebenfalls zu einer Art Konzeptwerk gerann: Es sei, so <strong>Findlay</strong>, ihre Coming-of-Age-Platte, die erzählt, wie aus ihr diese einzigartige Musikerin wurde, deren Karriere zwar schon jetzt enorm ist, aber dabei erst noch ganz an ihrem Anfang steht. Man ist also gespannt, was sie auf ihrem weiteren Weg noch an aufregender Musik produzieren wird.</p>
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