<p><em>Moderiert von Clemens Meyer |</em></p>
<p><em>Jana Hensel („Zonenkinder“) mit ihrem literarischen Debüt »Keinland«, ein Liebesroman, aber auch ein Roman über Schuld, Erinnerung, Herkunft und Grenzen.</em></p>
<p>Eigentlich hatte Nadja nur ein Interview mit Martin Stern führen wollen, aber von der ersten Sekunde an ist da eine schwer erklärbare Nähe – und eine Fremdheit, die sich auch dann nicht auflöst, als die beiden sich näherkommen. Woher rührt diese Nähe? Und warum ist diese Fremdheit nur so schwer zu überwinden? Nadja sagt ja zu dieser Liebe, an die Martin nicht recht glauben kann. Martin, der als Jude in Frankfurt am Main aufgewachsen ist, Deutschland aber nach der Wiedervereinigung verlassen hat und nach Tel Aviv gezogen ist. Zu vieles liegt zwischen den beiden: biographische Erfahrungen, geographische Entfernung und eine Vergangenheit, die nicht nur mit den eigenen Lebensläufen zu tun hat.</p>
<p>Das falsche Land, das richtige, das neue, das heilige – Jana Hensel lotet in kunstvollen Zeitsprüngen und Erinnerungen an Tage in Berlin und Nächte in Tel Aviv, an tiefe Innigkeit und immer wieder scheiternde Gespräche die Grenzen zwischen zwei Liebenden aus. Dabei umkreist sie mit großer sprachlicher Kraft und Intensität unsere Auffassung von Heimat, Geschichte und Schicksal und stellt mit ihren Charakteren die Frage, wie weit die Vergangenheit unser Leben bestimmt.</p>
<p><strong>Jana Hensel</strong>, geb. 1976 in Leipzig, Studium der Romanistik und der Neueren Deutschen Literatur in Leipzig, Aix-en-Provence, Berlin und Paris. Als Studentin gab sie die Literaturzeitschrift Edit und gemeinsam mit Thomas Hettche die Internetanthologie »Null« heraus. Ihr Buch »Zonenkinder« über die Erfahrungen ihrer Generation vor und nach dem Mauerfall war ein Bestseller. Seither arbeitet sie als Journalistin, u. a. als stellvertretende Chefredakteurin des Freitag. 2010 gewann sie den Theodor-Wolff-Preis. »Keinland« ist ihr literarisches Debüt.</p>