Mexikos neue Stimme zwischen Folk, Pop und Tradition<br>
Europa-Tournee rund um sein 2. Album „Paris Texas“
Kevin Kaarl verbindet die Leichtigkeit des Pop wunderbar mit einer akustischen Folk-Authentizität und der Dramatik und Schwere mexikanischer Volkskunde. Eine Kombination, die vom Fleck weg aufging und deren unmittelbarer Erfolg niemanden mehr überrascht hat als ihn selbst. Vor gerade einmal fünf Jahren veröffentlichte der 23-Jährige mit „Amor Viejo“ seinen ersten Song auf YouTube, die aus dem Nichts zu einem internationalen viralen Hit aufstieg. Mittlerweile haben mehr als 3,3 Millionen Nutzer seinen YouTube-Kanal abonniert, auf Spotify verzeichnet er derzeit rund 7,5 Millionen monatliche Hörer sowie viele hundert Millionen Plays für weitere seiner Hitsingles, darunter „Colapso“, „Vámonos a marte“ und die 2020 veröffentlichte Single „San Lucas“, dass bis an die Spitze der mexikanischen Charts kletterte. Auf sein 2019 erschienenes, in ganz Südamerika höchst erfolgreiches Albumdebüt „Hasta el fin del mundo“, folgte im vergangenen September sein zweites Werk „Paris, Texas“. Damit tourt Kevin Kaarl bereits seit Monaten durch Nord- und Südamerika und spielt jeden Abend vor ausverkauften Konzerten. Im Herbst folgt seine Europatournee, bei der er im September auch für zwei Konzerte in Deutschland Halt macht.
In seiner Musik besingt er die Unordentlichkeit des Alltags, all diese ständig auftauchenden Zwischenfälle und Rückschläge, Hürden und Herausforderungen, gegen die man machtlos ist, weil sich das Leben eben nicht planen lässt. Kevin Kaarl singt, obschon er fließend Englisch beherrscht, bis auf wenige Ausnahmen auf Spanisch und erreicht damit die Menschen in ganz Südamerika, ungeachtet ihres Alters, Bildungsgrads und Lebensumfeldes.
Kevin Kaarl wurde kurz nach dem Jahrtausendwechsel in Chihuahua (Mexiko) geboren und begann bereits in jungen Jahren, sein musikalisches Interesse zu formen. Zusammen mit seinem Bruder lernte er mehrere Instrumente, darunter Trompete und Gitarre, gemeinsam waren sie Mitglieder in einer Norteña-Musikgruppe sowie in traditionellen Blaskapellen und Marching Bands. Und doch: Eine ernsthafte Laufbahn als Musiker plante er zu keinem Zeitpunkt. Schlimmer noch: Mit seinem aufkeimenden Interesse an Video-Filmen, Kamera und Regie kehrte er der Musik für einige Jahre komplett den Rücken. Dass er 2018 doch noch einmal zur Gitarre griff, hatte rein pragmatische Gründe: Für eines seiner Videos benötigte er einen Song im Hintergrund. Statt sich, wie meist üblich, irgendeinen bereits veröffentlichten zu „borgen“, schrieb und produzierte er mit seinem Bruder kurzerhand einen eigenen und lud ihn auf YouTube hoch, gedacht als Promotion für das Video.
Doch es kam anders: Atem- und fassungslos konnte er dabei zusehen, wie das „Amor Viejo“ betitelte Video innerhalb weniger Tage mehr als eine Million Mal angeklickt wurde. Dutzende Menschen schrieben ihm, sie hätten sich nur selten so sehr in einem Song verstanden gefühlt. Dem US-Rolling Stone sagte er „aus Langeweile statt Motivation" schrieb Kevin Kaarl daraufhin weitere Songs, veröffentlichte sie einzeln als Singles und konnte erneut beobachten, wie auch diese Stücke quasi über Nacht viral wurden. Folgerichtig stieg sein 2019 veröffentlichtes Debütalbum „Hasta el fin del mundo“ in bald allen südamerikanischen Ländern hoch in die Charts.
Im September erschien nun mit „Paris, Texas“ der Nachfolger, benannt nach dem gleichnamigen Road Movie-Klassiker von Wim Wenders. Die Platte ist reich an Sounds, strotzt nur so vor Alt-Rock und Dream-Pop, die Kaarls Stil, der sonst eher in folkigeren Traditionen verwurzelt ist, neue Ebenen verleihen. Und die Geschichte, die er in diesen Liedern nachzeichnet, ist eine zutiefst persönliche: eine innere Reise zu all den Plätzen und Erinnerungen, die meist lieber verdrängt, weil sie zu schmerzvoll, anstrengend oder ärgerlich sind. Zugleich eine Reise, die jeder einmal unternehmen sollte. „Paris, Texas“ ist dafür der perfekte Soundtrack.