Ein musikalischer Kinski in fünffacher Ausfertigung verpfeift das Erbe der deutschen Romantik, unverschämt wild und unverschämt gut. Wo sie einmal einkehrten, wartet man täglich auf ihre Wiederkehr.
Jetzt präsentieren die begnadeten Klanggenies ihre erste Silberscheibe „Time – Zeit“. Darauf findet sich auch endlich das lang erwartete Original von „Murders in the Rue Morgue“, das bisher fälschlich als ein Werk der eisernen Maiden betrachtet wurde und in seiner ursprünglichen Coppelius-Fassung über Maßen rockt, so dass der Zylinder nur kurzweilig auf dem Haupte verbleiben kann. Aber auch die restlichen Tondichtungen ihres Erstlings lassen ein friedliches Lauschen nicht zu, sondern fordern auf beinahe schimpfliche Weise zu körperlicher Ertüchtigung auf – selbst der feinste Hausherr dürfte hier im Badezuber lauthals die mitreißenden Refrains trällern und schamlos mit der Nackenbürste das Luftcello kreisen lassen. Auch für die zart besaitete Damenwelt schütteln die Charmeure so manch liebreizende Melodei aus dem Ärmel, mit einem eleganten Chorus veredelt dessen Ohrwurmcharakter nur ein Werk des Teufels sein kann.
Inhaltlich fühlt man sich selbstredend dem Namensgeber E.T.A. Hoffmann verpflichtet, aber es darf durchaus auch um die liebreizenden Nachwehen des Absinthkonsums gehen, die natürlich bereits im aufopferungsvollen Selbstexperiment ergründet wurden. Andernorts bringt man den Herren in Weiß eine Ode dar und besingt auf die vortrefflichste Art und Weise die menschliche Triebhaftigkeit – freilich sind Sarkasmus und Ironie stete Begleiter ihrer Poesie.
Ein glückselige Lächeln wird all denen im Gesicht stehen, die sich im März ins Maschinenhaus in der Kulturbrauerei begeben und sich dem Opus der Zeitreisenden hingeben. www.coppelius-band.de
Bandbesetzung:
Max Coppella – Klarinette/Gesang
Comte Caspar – Klarinette/Gesang
Graf Lindorf – Cello/Gesang
Sissy Voss – Kontrabass
Nobusama – Schlagzeug
Bastille – Butler
www.coppelius-band.de